Donnerstag, 16. August 2012

Zuviel TV

Seit vielen Jahren komme ich regelmäßig an einer
alten Wassermühle vorbei.


Im rechten Gebäudeteil wohnten bis vor 2 Jahren Leute,
die man nie zu Gesicht bekam und um die sich dadurch
die seltsamsten Geschichten rankten.
Irgendwann waren sie weg,was man daran erkannte,
das sämtliches Gerümpel vom Vorplatz verschwunden war.
Da ich einen gewissen Faible für den morbiden Charme
zerfallender Gebäude hege,sowie ein Freund von Gebälk bin....



....war klar: Da muß ich rein.

Als ich auf den Vorplatz fuhr,
schlich sich schon diese Abenteuergefühl von früher ein.
Erstmal Lage peilen,
ob die nicht einfach nur aufgeräumt haben...

Keine Menschenseele in der Nähe,kein Geräusch und
es sah auch bei näherer Betrachtung vielversprechend aus.



Vor der Eingangstür überkam mich kurz und überflüssig
eine kleine billig-Angst - dann war ich auch schon drin.

Auf mein lautes "Hallo" mit dem Ordnungsamt-Unterton
keine Reaktion. Schließlich wollte ich keinen Obdachlosen
durch anschleichen erschrecken.

Es ist erstaunlich,wie ein leerstehendes Haus
auf einen einwirken kann,jenseits von esoterischem Schnickschnack.
Diese Mühle hatte etwas unangenehmes,nicht nur wegen der
gruseligen Lampe und der armdicken Risse.



Optisch alles kein Problem....



...aber "gefühlt"...



Das Erdgeschoss ist verschachtelt
und erstaunlich unübersichtlich.




In der ersten Etage: Windows 2025



Meine Paranoia verfliegt so langsam,
das durch die Sparren eindringende Licht
auf dem Dachboden hat etwas beruhigendes.



Eine knappe Stunde ist vergangen,
jetzt noch der Keller,
dessen Eingang direkt neben der Haustüre liegt.


Schlagartig ist das ungute Gefühl wieder da,
als ich gerade trotz dort herrschender Dunkelheit entscheide
hinab zu gehen und das hier im Kellerabgang sehe.

*GULP*

17  Kerben,von rechts nach links..
Sofort fallen mir alle Serienmörderfilme der letzten Jahre ein.
Ich zögere,überlege was mich dort erwarten könnte.
17 in die Wand eingelassene Handfesseln?
17 abgeschnittene Köpfe der verschollenen Nachbarn?
17 noch in Balken steckende Fingernägel?

Ich gehe bedächtig runter,
bewaffnet mit einem Puls von 150
und dem Blitz an der Kamera.
Vor meinem geistigen Auge,sehe ich die Ermittler
schon die letzten,verwackelten Aufnahmen auswerten.
" He, Harry,was ist das für eine riesige,behaarte Hand
da am Bildrand?"

War das die letzte Aussicht
für 17 verschwundene Handelsvertreter?



Die Quintessenz war ein völlig leerer Keller,
das gute Gefühl,gerade nochmal mit dem Leben
davon gekommen zu sein
und ein Wand/Bodendesign,
für das an anderer Stelle ein Vermögen gelatzt werden müßte.


Memo an mich: Nicht so oft "Sieben" gucken.