Freitag, 29. November 2013

6250,- pro Monat

Mit 6250,- pro Monat kann man auskommen.
Für Saus und Braus reicht es nicht,
für Saus aber allemal - wir sind zu zweit.
Das sind 75 Riesen im Jahr.
Bis an mein Lebensende noch vielleicht 40 Jahre.
Macht dann 3 Millionen.

Lieber Matt Damon,
könntest Du uns nicht einfach die 3 Mios rüberschieben,
die Du für dreimal doof gucken
und einen fehlerfrei gesprochenen Satz
im Nesprxxxo-Spot eingestrichen hast?

Wie?
Du hattest schließlich Reisekosten,
es waren nur US-Dollar und auch noch brutto?

Na dann will nichts gesagt haben.

Mittwoch, 6. November 2013

Eselsbrücke


Mein Ausbildungsberuf ist Fotogravurzeichner,
was dem heutigen Mediengestalter nahe kommt,
allerdings noch mit Pinsel, Tusche, Feder .
Bis Mitte der 90er Jahre hatte ich einige Gesellenjahre
hinter mir, kehrte dann der Branche den Rücken.
In dieser Zeit lernte ich meinen bis heute
sehr guten Freund und Blutsbruder,
nennen wir ihn Salvatore, kennen.
Wir arbeiteten viel zusammen ,wechselten gemeinsam
die Firma – er machte Karriere ,ich stieg aus.

Im Frühsommer 2007 klingelte das Telefon,
Salvatore fragt ,ob ich Lust hätte ,für eine Firma
mit Stammsitz in Deutschland (und Niederlassungen
quer über dem Planeten verteilt) neue Ideen im Bereich
Oberflächendesign zu suchen.
Mein Argument dagegen – seit einer Ewigkeit aus dem Job
war sein Argument dafür.
Gefragt waren die Augen/Ideen von jemanden ,der weiß
worum es geht, aber lange genug draußen war,
um wirklich frisches Blut zu liefern.

Ich zog mit der Kamera los,
lieferte den Sommer über 3 Dutzend Ideen ab
und hatte das enorme Glück, nicht nur auf fruchtbaren
Boden zu fallen ,sondern eine völlig neue Kampagne
für 2008 unterstützen zu können.
Es wurde für den 5.November ein Treffen geplant,
nichts großes….6-8 Personen…kleiner Austausch mit
Geschäftsleitung und Designern…“alles nette Leute“…
Dort sollte ich meine Sicht der Dinge darstellen,
gegen ein feines Honorar.
Klar, hab ich zugesagt!

Ganz vergessen hatte ich in meiner Euphorie,
das ich vor größeren Gruppen Fremder
gerade mal meinen Namen fehlerfrei
daher gestammelt bekomme und
ich sämtliche mündliche Prüfungen in meinem Leben
wenn überhaupt, nur mit Ach & Krach überlebt hatte.

Während der Vorbereitungen schwoll das kleine Treffen
mächtig an und wurde zu:
„International Design Meeting“
„mit Dekorentwicklern aus Europa ,Amerika und Asien“
….mit 25 – 30  Teilnehmern…
…und mir.
*GULP*

Mein Part bestand darin,
Bilder zum Thema „Go Closer!“ zu  zeigen,
incl. der Erläuterung, das gutes Design überall „herumliegt“
wenn man nur die Augen aufmacht.





Die Wochen vor dem Stichtag waren schlicht
DER HORROR!
Die Mappe mit den Bildern zu füllen war simpel,
ebenso meine Gedanken dazu zu formulieren.
Das Ganze aber zu Testzwecken laut auszusprechen,
vor eingeladen Freunden und zig mal vor meiner Frau,
ließ mich erahnen,
wie oft man innerhalb von 30 Minuten schlagartig
tot umkippen oder von jetzt auf gleich ergrauen kann.
Zu meiner großen Erleichterung,
erklärte Salvatore sich bereit ,meinen Vortrag zu dolmetschen.
Englisch an sich ist überhaupt kein Problem,
aber Fachenglisch und AC/DC – Englisch unterscheiden sich
in wesentlichen Punkten immens.

Mehrmals war ich sehr knapp davor, abzusagen.
Es ging  nicht nur um meinen Ruf,
sondern auch um Salvatores.
Ich hab sogar haufenweise Globuli gefressen,
obwohl ich ungläubig bin.
Als Hagerer hab ich 5 Kilo in 6 Wochen abgenommen,
was eigentlich nur geht ,wenn ich 5 Liter Blut spende.
Mein erstes Sakko gekauft,
außer früher auf dem Trödelmarkt für Karneval.

4.November abends….
Salvatore und ich fahren gut 2 Stunden zum Hotel,
er ist ebenfalls aufgeregt ,allerdings wegen seiner
hochschwangeren Frau, die in ein paar Tagen ausgezählt ist.
Er fährt ziemlich schnell, redet viel.
Ich kann mich auf nichts konzentrieren,
außer auf die Frage ,ob der baldige und schnelle Leitplankentod
dem 30- minütigen Sterben am nächsten Tag vorzuziehen sei.

Wir treffen an der Hotelbar auf einige andere Teilnehmer,
bisschen kennen lernen, Smalltalk, nette Stimmung.
So gegen 23.00 ab in´s Bett.

Um auf Nummer sicher zu gehen,
hatte ich einen CD-Wecker und eine Zappa- Scheibe dabei.
Verschlafen ist einer meiner größten Feinde
und wer weiß, ob es im Sauerland überhaupt Radiosender gibt!
Sakko auspacken….Mist….
war das Ding vorher schon verknittert?
Muss das so?

Nach 400 Gramm Globuli, zwei Kippen, Wecker laut drehen
und dem Aufstellen des neuen
imBetthinundherwältz – Rekords,
steh ich nach den ersten Takten von „Exzentrifugal Forz“
senkrecht im Bett – bin ich wohl doch eingeschlafen.

Normalerweise ist in schwierigen Zeiten
im allerersten Moment des Aufwachens alles gut,
erst im Zweiten fällt einem alles wieder ein.
Ich fing mit dem Zweiten an
und musste mich schwer zusammen reißen,
nicht auf das Bett oder sonst wohin zu kotzen.

Kleines Frühstück – „Für mich bitte nur Kaffee
und wo kann man hier rauchen?“

Ab zum Tagungsort.
Ich war plötzlich die Ruhe in Person.
Was sollte schon schief gehen, außer ALLES ?

Eintrudeln der Teilnehmer,
Salvatore klärt mich kurz über den zeitlichen Ablauf auf.
„Die Nervösesten zuerst.“
„Sauber, ICH zuerst!!“
„Nee, Du so um 11.00…“
und mit einem Augenzwinkern hinterher:
„Bleib locker, ich pass auf Dich auf!“
BLEIB ??!!???

Es geht los, ich hör zu, guck hin,
komme mir fast professionell vor(Sakko)
und kämpfe mit dem zurückkehrenden Kotzgefühl.
Ich trinke wenig, um mich der Fluchtmöglichkeit
(Toilettenfenster im ersten Stock) seltener auszuliefern.

Mir fällt auf:
Hier läuft alles digital, jeder hat seinen Kram auf CD!
Und ich mit meiner Mappe und den Papierabzügen….
Vom aufkommenden Hinterwäldlergefühl mal abgesehen,
Wie soll ich das Material nun zeigen??
Mappe herumgehen lassen geht nicht,
die brauch ich zum festhalten!

Die Zeit kriecht,
es ist 12.00 und ich war noch nicht dran.
Das Warten macht mich fertig,
ich will es endlich hinter mir haben!

So um 12.30 klingelt Salvatores Telefon
mitten in die Veranstaltung hinein, mit dem Ergebnis:
„ Tut mir leid, ich muss los,
meine Frau bekommt gerade ein Kind!“

WATT?
Da haut er ab, mein „bleib locker“ – Dolmetscher!
Mir flimmerten die Gedanken auf und ab – es blieb die Frage,
ob die Konsequenzen eines Toilettenfenstersprungs versichert sind.

Mittagspause – direkt danach war ich an der Reihe.
Netterweise erklärte sich eine Dame, die ich abends zuvor
im Hotel kennen gelernt hatte, bereit zu übersetzten.
Auch wurde ein Gerät herbei geschafft,
um meine Bilder an die Wand zu werfen.
Ich sitze schon im Rampenlicht,will gerade loslegen,
kommt der Chef vom Ganzen rein und hält eine Rede!
Herrgott! Was denn noch alles??!?
Fängt mein Stuhl gleich Feuer?

An die folgende halbe Stunde
kann ich mich nur schemenhaft erinnern.
Eigentlich nur an den, mit einem Lächeln
zugeraunten Satz der Dolmetscherin:
„Nicht so schnell, nicht so schnell.“

Fazit......
...die längste Eselsbrücke der Welt 
und einer der wenigen Geburtstage,
die ich mir merken kann:
Herzlichen Glückwunsch,Emma!